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Pressemitteilung  Spielbericht  Herren 1 

Der große Sieger heißt SPG Walter Wels

Messestädter gewinnen Titelduell mit Mauthausen...

Erstellt von Thomas Feilmayr
Lehel Demeter avancierte mit seinem 3:0 zum Matchwinner

Sonntag, der 11. März 2012 - ein Tag, an den man sich in Wels noch lange erinnern wird. Erstmals in der Vereinsgeschichte stehen nun alle Türen offen auf dem Weg zum Meistertitel in der österreichischen Tischtennis-Bundesliga - nachdem man sich in den letzten drei Jahren jeweils mit dem Vizemeistertitel begnügen hat müssen.

Möglich gemacht hat dies ein denkbar knapper 6:3 - Heimerfolg gegen den bis dato noch ungeschlagenen direkten Konkurrenten ASKÖ Glas Wiesbauer Mauthausen, wobei der Spielverlauf durch ein ständiges Hin und Her, gepaart mit jeder Menge Dramatik und vielen Emotionen, gekennzeichnet war. Nachfolgend die Chronologie der Ereignisse:

8h00 - In Wels gehen die Lichter an. In knapp eineinhalb Stunden wird der lang erwartete, große Showdown beginnen.

8h30 - Beide Mannschaften sind mittlerweile vollständig und beginnen mit dem Warm-Up. Auf Seiten der Welser sind das Lehel Demeter, Zsolt Petö und Dominique Plattner, für Mauthausen treten Ding Yi, Ferenc Pazsy und Bernhard Preßlmayer an.

8h40 - Die Halle beginnt sich langsam, aber stetig zu füllen. Eine große Frage bereits vorweg: Wie groß wird der Publikumsandrang werden? Kann der Heimvorteil die Welser zu einer neuen Höchstleistung beflügeln?

9h10 - Ein vollbesetzter Mauthausener Fan-Bus trifft ein, dem stehen zahlreiche einheimische Unterstützer entgegen.

9h25 - Der Spielbeginn steht jetzt kurz bevor, die Anspannung ist überall zu spüren.

9h45 - Nach ausführlicher Eröffnungszeremonie geht es nun ans Eingemachte. Das Eröffnungsdoppel bestreiten für Wels Lehel Demeter / Zsolt Petö, auf Seiten der Mauthausener gehen Bernhard Presslmayer / Ferenc Pazsy ins Rennen. Es ist dies das Duell der beiden besten Doppel der laufenden Saison.

Der erste Satz bringt ein Abtasten beider Teams, wobei die Welser am Ende etwas aktiver sind - ein 11:8 ist der Lohn. Es folgen nun längere und intensiver geführte Ballwechsel, wobei die Mauthausener mit der Zeit immer besser ins Spiel finden und, knapp aber doch, den Satzausgleich schaffen. Davon bleiben Demeter / Petö auf Seiten der Heimischen unbeeindruckt, die beiden können Satz 3 glatt mit 11:4 für sich entscheiden. In derselben Tonart gehts zu Beginn des vierten Durchgangs weiter, wobei sich bei Petö aber zunehmend Geniee mit Wahnsinn abwechseln. Pazsy / Preßlmayer holt kontinuierlich auf und schafft trotz eines 7:9 - Rückstandes tatsächlich noch den Satzausgleich.
Das Welser Team startet nun sichtlich nervös in den Entscheidungssatz - bei 5:1 für Mauthausen werden die Seiten gewechselt. Aber auch den Gästen gelingt es nicht, den Vorsprung zu halten - bald steht es 6:6, nach zwei spektakulären Ballwechseln. Das sollte sich am Ende rächen - mit dem Publikum im Rücken schaffen die Welser durch zwei Fehler von Pazsy im Nachspiel den Matchgewinn und können so gleich zu Beginn wichtiges Selbstvertrauen tanken.

10h18 - 1:0 Wels

10h25 - Es geht los mit den Einzeln: Dominique Plattner trifft auf Ding Yi, Lehel Demeter duelliert sich mit Bernhard Presslmayer.

Bernhard Preßlmayer vs. Lehel Demeter

Der ehemalige Ranglistenerste aus Ungarn im Dienste der Welser agiert von Beginn an äußerst druckvoll - insbesondere mit seiner schnellen Rückhand - und lässt Preßlmayer nur selten die Initiative über. Zwei schnelle Satzgewinne für Demeter sind die Folge, erst der dritte Satz verläuft einigermaße ausgeglichen. Zwischenzeitlich wird Demeter - es sollte nicht das einzige Mal an dem Vormittag bleiben - ein Rückhand-Service als Fehler gewertet, was ihn ziemlich aus der Fassung bringt; dennoch kann er die Partie schlussendlich 3:0 gewinnen.

Neuer Zwischenstand - 2:0 Wels

Dominique Plattner vs. Ding Yi

B-Nationalteamspieler Plattner legt in dieser Partie einen Blitzstart hin (7:1), das reicht dann auch für ein 11:5. Der zweite Satz dagegen verläuft umgekehrt, Ding Yi führt schnell 6:2, Plattner kämpft zwar weiter, kann aber nicht mehr entscheidend aufholen, was den Satzgleichstand zur Folge hat. Mauthausens Altstar spielt in weiterer Folge konsequenter und punktet vor allem mit seinem Service und einigen geschickten Tempowechsel. Plattner kämpft zwar verbissen weiter, ist aber in den Sätzen drei und vier jeweils der knapp unterlegene Spieler.

Erstmals hat Mauthausen nun angeschrieben - Spielstand 2:1 Wels

10h47 - Zsolt Petö vs. Ferenc Pazsy

Petö agiert oft weit hinter dem Tisch und punktet mit beidseitigen Topspin-Schwingern. Pazsy dagegen bleibt vorne am Tisch und macht die kleinen Punkte. Der Eröffnungssatz geht denkbar knapp mit 11:9 an den Mauthausener. Das bringt Petö aber erst so richtig in Fahr, er wird nun immer beweglicher und stellt Pazsy mehr und mehr vor unlösbare Probleme. Der Lohn sind drei aufeinander folgende, ungefährdete Satzgewinne, womit die Welser Führung wieder auf zwei Partien anwächst.

Neuer Zwischenstand - 3:1 Wels

10h56 - Lehel Demeter vs. Ding Yi

Demeter punktet oft mit schnellen Service in die Rückhand des Austro-Chinesen, der darauf keine wirkliche Antwort findet; darüber hinaus scheint ihm die gewohnte Spritzigkeit abhanden gekommen zu sein. Erst in der Mitte des dritten Satzes, nach zwei deutlichen Satzverlusten, erwacht Ding Yi´s Kämpferherz, Demeter dagegen unterlaufen ein paar Flüchtigkeitsfehler, die ihn letzendlich diesen Satz kosten. Kurz darauf sieht man aber wieder eine hochkonzentrierte Welser Nr.1, der sich den vierten Satz in einigermaßen souveränder Manier sichert und damit schon für eine kleine Vorentscheidung sorgt.

Es steht nun bereits 4:1 für Wels, Mauthausen ist nun gezwungen, zu punkten, um noch im Rennen zu bleiben.

11h08 - Zsolt Petö vs. Bernhard Preßlmayer

Mit dem Rücken zur Wand, spielt der langjährige österreichische Teamspieler Preßlmayer im ersten Satz taktisch äußerst geschickt, lässt Petö kaum ins Spiel und gewinnt verdient 11:8. Der Welser kann sich im zweiten Durchgang dann zunächst etwas erfangen und hat ab 10:8 für ihn mehrere Satzbälle, die er aber allesamt mit leicht überhasteten Aktionen vergibt. Preßlmayer holt sich schließlich etwas überraschend auch den zweiten Satz, worauf Petö völlig entnervt die Partie für sich als beendet erklärt und in der Folge sang- und klanglos mit 3:11 untergeht.

Ein erster Ranschnuppern für Mauthausen - es steht aber noch 4:2 für Wels

11h21 - Dominique Plattner vs Ferenc Pazsy

Das Duell der beiden Ex-Teamkollegen verspricht Brisanz: Einerseits stand Pazsy im letzten Jahr noch in den Diensten der Welser, andererseits konnte Plattner diese Partie in der Hinrunde sensationell für sich entscheiden - Ein erneuter Sieg des Welser würde am heutigen Tag wohl schon die Entscheidung bedeuten. Dessen allerdings ist sich Pazsy offenbar mehr als bewusst - mit seiner mächtigen Vorhand diktiert er das Geschehen und treibt Plattner immer wieder in die Defensive; das reicht für eine baldige 2:0 - Satzführung. Erst im dritten Satz kann Plattner öfters dagegen halten und auch aus der Halbdistanz punkten. Pazsy bleibt aber zu jedem Zeitpunkt hochkonzentriert, der Lohn ist ein 11:9 und damit der 3:0 - Matchgewinn.

Jetzt trennen die beiden Mannschaften nur mehr eine Partie - 4:3 Wels

11h37 - Zsolt Petö vs. Ding Yi

Kann sich Welser nach seiner 0:3 - Niederlage wieder erfangen? Die Antwort: Ja, und Wie! Petö spielt in den ersten beiden Sätze wie ausgewechselt, lässt Ding Yi nur die Zuschauerrolle über und liegt nach weniger als 10 Minuten mit 2:0 in Führung. Daraufhin legt Petö eine kleine Verschnaufpause ein, die Ding Yi sofort ausnützt; er sichert sich den dritten Satz mit 11:7. Der vierte Durchgang ist schließlich der bis dahin hochklassigste dieses Tages, man merkt beiden Akteuren den Siegeswillen an. Ding Yi eröffnet die Ballwechsel von ihm gewohnten, harten Vorhand-Schüssen, doch Petö beantwortet jeden einzelnen mit sensationellen Gegenspins; der Welser leistet sich fast keine Fehler mehr und gewinnt am Ende hochverdient mit 11:7 und 3:1.

Der Sieg ist nun zum Greifen nah - 5:3 Wels

11h52 - Lehel Demeter vs Ferenc Pazsy

Dass sich diese beiden Spieler nahezu in- und auswendig kennen, merkt man bereits im erster Satz, der nach ständig wechselnden Führungen ins Nachspiel geht. Doch dann wird Demeter bei 14:14 zum wiederholten Mal ein Rückhand-Service abgezählt, was zu lautstarken Diskussionen in der Halle führt. Pazsy bleibt davon unbeeindruckt, macht den nächsten Punkt und gewinnt 16:14.
Der zweite Satz steht bei Demeter unter dem Motto "Jetzt erst recht" - er geht volles Risiko und trifft dabei jeden Ball - 11:1 für den Welser.
Dass es in dieser Tonart nicht weitergehen würde, war klar - jedoch kann Demeter im folgenden Satz schlicht gar keine Akzente setzen, Pazsy behält einen kühlen Kopf und gewinnt mit 11:6. Am Nebentisch beginnt derweil die allerletzte Partie zwischen Plattner und Preßlmayer, deren Ausgang völlig offen ist. Für die Heimischen daher am Besten, würde Demeter die Partie noch drehen und damit den Sack zumachen. Der vierte Satz bringt wie schon der erste ein ewiges Hin und Her, die Spannung ist kaum auszuhalten. Demeter zeigt gegen Ende hin etwas mehr Biss als sein Kontrahent, punktet oft mit seiner Rückhand und kann den Satz mit seinem vierten Satzball 13:11 gewinnen. Den Schwung daraus kann der Welser ohne Abstriche in den Entscheidungssatz mitnehmen; er spielt Pazsy nun immer mehr an die Wand, gewinnt die Partie verdientermaßen und bring damit die Halle in Jubelstimmung.

12h20 - Es ist vollbracht: 6:3 für Wels

 

Stimmen zum Spiel:

Johann Bräuml (Sportlicher Leiter SPG Walter Wels):

"Spannender hätte es nicht sein können, es war ein toller Vormittag für alle Tischtennis-Freunde. Wir haben unser Ziel natürlich erreicht und sind jetzt neuer Tabellenführer, aber abgerechnet wird dennoch erst zum Schluss.

(Angesprochen auf das vermutliche Play-Off-Duell wieder mit Mauthausen) Hier werden die Karten wieder neu gemischt, es sind zwei gänzlich offene Spiele. Klarerweise hofft jeder hier in Wels auf ein Weiterkommen und damit ein Finale gegen SVS NÖ."

Hans Friedinger (OÖTTV-Präsident und Funktionär bei Mauthausen):

Es waren heute die beiden besten Teams der Liga am Werk - dementsprechend hoch war das sportliche Niveau insgesamt; und natürlich hat es einige ganz knappe Partien gegeben, die auch anders ausgehen hätten können. Faktum ist, Wels hat mit 6:3 gewonnen, also Gratulation zum Meistertitel. Als Präsident des OÖ Tischtennisverbandes hat es mich sehr gefreut, dass beide Mannschaften so viele Fans (der Mauthausener Anhang ist mit einem eigenen Fan-Bus gekommen, Anm. d. Red.) hinter sich hatten, das war wieder eine tolle Werbung für unseren Sport

Dominique Plattner (SPG Walter Wels):

Die ganze Mannschaft hat heute eine super Leistung geboten, die Freude ist riesengroß. Ich bin selber mit meiner Leistung heute, auch wenn ich letztendlich zweimal verloren haben, nicht unzufrieden; vor allem gegen Ding Yi war es so knapp wie noch nie, bedenkt man außerdem, dass ich nur selten bis nie jemanden zum trainieren habe, der so spielt wie er. Spätestens im Play-Off sollte dann aber mal ein Sieg gegen ihn fällig werden; darüber hinaus hoffe ich für diese Begegnung auf noch mehr Publikumsandrang als es heute ohnehin schon war.

(Angesprochen auf seinen meterhohen Sprung über die Banden, als Demeter gegen Pazsy den Matchball verwandelt hat) Vielleicht hätte es ja auch zu einer Karriere als Hochspringer gereicht, wer weiß.

Bernhard Preßlmayer (ASKÖ Glas Wiesbauer Mauthausen):

Die Welser sind eine richtig gute Mannschaft, das muss man einmal sagen. In den entscheidenden Phasen hat uns darüber hinaus auch etwas das Glück gefehlt, etwa im Doppel gleich zu Beginn oder in der Partie von Pazsy gegen Demeter. Auf diesem Level sind es einfach oft Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Im Play-Off werden wir aber nochmals alles versuchen, um die Welser doch einmal bezwingen zu können.

(Angesprochen auf die Kulisse und die Fan-Arbeit von Mauthausen) Jedenfalls war die Atmosphäre heute eines kleinen Finalspiels würdig, wozu Mauthausen mit dem eigenen Fan-Bus auch einiges beigetragen hat. Es ist schade und traurig, wenn man in diesem Zusammenhang von ein, zwei Personen immer wieder kritisiert wird; das gehört jedenfalls einmal gesagt.

 

Nun liegen die Welser nach Verlustpunkten jedenfalls zwei Zähler vor Mauthausen, das aber weiterhin das bessere Spielverhältnis aufweist. Für einen Welser Meistertitel sind also mindestens fünf Punkte (zwei Siege, ein Remis) aus den verbleibenden drei Runden notwendig, wobei die verbleibenden Gegner (Don Bosco Graz, Sportklub Wien und Stockerau) keine allzu große Hürde darstellen sollten. Die Messestädter dürften also den Sekt zumindest schon einkühlen.