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Herren 1, win2day Oberes Playoff 

Deutschlands Sportdirektor blickt neidvoll auf die win2day-Bundesliga

Deutschland ist aktuell die Nr. 2 im World-Team-Ranking hinter der Supermacht China. Der Sportdirektor des DTTB, Richard Prause, gibt Bundesliga-Chef Tarek Al-Samhoury im Interview seine Einschätzung zum großen win2day-Bundesliga Finale am 16. Mai in Wels und stellt Vergleiche zwischen Österreich und Deutschland an.

Erstellt von Miguel Daxner
DTTB-Sportdirektor Richard Prause im Interview über die win2day-Bundesliga. Foto: DTTB

Bundesliga: Hallo Richard, schön, dass du Zeit hast, mit uns deine Expertisen zu teilen. Am 16. Mai findet das große österreichische Bundesliga Finale zwischen Gastgeber Wels und Wr. Neustadt statt. Welche Mannschaft siehst du hier im Vorteil?

Richard Prause: Ich verfolge das natürlich und bin etwas neidisch, weil ich weiß, wie schwierig wir das hier in Deutschland haben ins Fernsehen zu kommen und gehen häufig den Weg über Streaming-Dienste und finde es klasse, dass ihr feste Sendeplätze im ORF habt. Bezüglich der Prognose denke ich, dass Wr. Neustadt, die Mannschaft um Kenji Madsudaira etwas zu favorisieren ist. Ich habe Kenji in Düsseldorf beim Training gesehen – ich denke, dass er vor allem mit seiner Erfahrung hier vorangehen wird. Ich sehe aber auch Ivor Ban, der ein vielversprechendes Talent ist, daher würde ich eher beim Grunddurchgangssieger leichte Vorteile sehen. Aber man muss abwarten, wie sich so ein Finale dann auch entwickelt.

Bundesliga: Der Wr. Neustädter Felix Wetzel hat in den letzten Monaten einen deutlichen Leistungsschub bekommen, hat teilweise sensationelle Ergebnisse im ETTU Cup erzielt, wie er etwa die Russen Siderenko und Grebnev bezwingen konnte. War Felix für den DTTB nie ein Thema? Aktuell spielt Wetzel für Malta.

Richard Prause: Felix war für den DTTB ein Thema, hat auch Weltmeisterschaften im Nachwuchsbereich für den DTTB gespielt. Nach dem Nachwuchskader hatten wir einen „Anschlusskader U23“, wo man sich durchkämpfen musste. Da gab es doch einiges an Konkurrenz und wir hätten es sehr gerne gesehen, wenn Felix dabei geblieben wäre. Wir hatten auch Kontakt zu seinem Vater aber am Ende hat sich Felix für einen anderen Weg entschieden, womit wir absolut ok sind. Aber natürlich hätten wir ihn gerne weiter in Deutschland gehabt.

Bundesliga: Wr. Neustadt und Wels waren in den letzten drei Jahren jeweils einmal im Europe Cup Finale. Dieses Jahr konnte Wr. Neustadt das Star-Ensemble aus Neu-Ulm aus dem Europacup werfen. Wie siehst du die österreichische Bundesliga im Vergleich zur deutschen Top-Liga?

Richard Prause: Ich denke, dass die österreichische Bundesliga insgesamt aufgeholt hat. Im Vergleich zur deutschen Liga gibt es ein gewisses Gefälle, aber es ist viel in Österreich in Bewegung – vor allem getragen durch einige österreichische Talente. Das ist gut für Europa und auch gut für Österreich.

Bundesliga:  Wo würdest du die beiden Finalisten in der DTTBL sehen?

Richard Prause: Die Spitzenteams der österreichischen Bundesliga können durchaus vom Level her in der DTTBL mithalten, wenngleich man aber sagen muss, dass das Grundlevel der deutschen Bundesliga sicherlich höher ist. Vor allem wenn wir an Saarbrücken, Düsseldorf oder auch Neu-Ulm denken, die in der Champions League absolutes Top-Level gezeigt haben.

Bundeliga: In den österreichischen Ligen spielen SpielerInnen aus 39 Nationen aus 5 Kontinenten. Wie stehst du zu dieser unglaublichen internationalen Vielfalt in den österreichischen Bundesligen?

Richard Prause: Ich denke, dass das nicht nur eine österreichische Geschichte ist. Es zeigt einfach, wie international unsere Sportart ist. Es gibt weltweit wenig andere Sportverbände, die größer sind als der Welt-Tischtennisverband. Auch das Leistungsniveau ist bei sehr vielen Verbänden sehr hoch, da fast überall sehr professionell gearbeitet wird. Wenn ich etwa an Puerto Rico denke, die ins Damen-Achtelfinale kamen. Es zeigt einfach, wie interessant es ist, in den österreichischen Ligen zu spielen.

Bundesliga: Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass aufgrund der geographischen Nähe viele Deutsche bei uns in den Ligen spielen müssten. Tut es aber nicht. Was denkst du warum?

Richard Prause: Das liegt vermutlich daran, dass wir in Deutschland ein sehr gutes und starkes Ligensystem haben. Ich spreche aber nicht nur von der ersten Liga, sondern auch von der zweiten oder dritten Liga. Wir versuchen aber schon, die Spieler in Deutschland zu halten. Aber es gibt immer wieder Spieler, die Interesse haben, in der österreichischen Liga zu spielen. Am Ende des Tages entscheidet das auch der Markt, der durch Angebot und Nachfrage geregelt wird.

Bundesliga: Wr Neustadt hat mit Julian Rzihauschek und Wels mit Petr Hodina zwei absolute heimische Hoffnungsträger. Die beiden bilden auch das Leading-Team der österreichischen U15-Nationalmannschaft, die bei der kommenden EM an Nr. 2 gesetzt sein werden. Wie nimmt man diese Entwicklung der beiden in Deutschland wahr?

Richard Prause: Natürlich nehmen wir diese Entwicklung wahr. Die beiden sind hochspannende Talente. Österreich ist an zwei gesetzt, Deutschland wird schlechter gesetzt sein. Das ist aber auch für uns ein großer Ansporn, unsere Talente weiterzuentwickeln. Aber wir stellen fest, dass die Konkurrenz in Europa sehr groß und stark ist.

Bundesliga: Wie siehst du die Vor- und Nachteile einer auch juristisch eigenständigen Bundesliga? Meinst du wäre das in Österreich nach dem deutschen Vorbild möglich?

Richard Prause: Wir haben aktuell eine „Zwischenlösung“ zwischen der DTTBL und dem DTTB. Es gibt Vor- und Nachteile, wo ich gar nicht sagen kann, was besser oder erstrebenswerter ist. Es wird aber die Zukunft zeigen, welches Modell in Zukunft besser sein wird. Fakt ist aber auch, dass sich die DTTBL sehr gut entwickelt hat.

Bundesliga: Aktuell gibt es große Diskussionspunkte mit der WTT, die hier wenig Rücksicht auf die jeweiligen nationalen Ligen nimmt. Wohin entwickelt sich der TT-Sport deiner Meinung nach?

Richard Prause: Ich denke, dass ein gut funktionierendes Ligensystem eine sehr wichtige Grundlage darstellt, und ich glaube, dass das auch in Zukunft sein wird. Aber es darf nicht dazu führen, dass das Grundsystem der Liga in Stein gemeißelt ist. Die Ligen werden sich neu erfinden müssen, ich glaube, dass man über Terminpläne sprechen muss, um gemeinsam mit der WTT einen verlässlichen Terminkalender erstellen zu können. Die WTT hat viele gute Ansätze, aber die Hauptherausforderung liegt eindeutig in der Termingestaltung. Sobald dieses Problem gelöst ist, glaube ich, dass sich in dem Gesamtkomplex Tischtennis sowohl die WTT als auch ein starkes nationales Ligensystem etablieren kann.

Bundesliga: Sollten sich die europäischen Ligen solidarisieren oder ist das aktuell zwecklos?

Richard Prause: Es geht ja bereits in diese Richtung, aber man muss bei aller Abstimmung in den regionalen Bereichen darauf achten, dass die Gegebenheiten vor Ort entweder für oder gegen einen Termin sprechen. Aber natürlich: so eine europäische Synchronisation wäre sehr hilfreich. Aber das Ganze steht und fällt mit einem verlässlichen WTT-Kalender, nach dem sich die Ligen richten können, damit hier eine gemeinsame Spieltagplanung möglich ist.

Bundesliga: Wie findest du das aktuelle Weltranglistensystem der WTT?

Richard Prause: Ich finde es prinzipiell gut, dass wir jede Woche eine neue Rangliste haben, denke aber, dass man bei der einen oder anderen Sache nachbessern kann. Zum Beispiel wie viele Punkte bekommt man in welcher Runde oder auch die Setzungslisten bei den jeweiligen WTT-Turnieren.

Deutsche Bundesliga

Deutsche Bundesliga, Halbfinale:
Halbfinale, Samstag, 6.5.: Post SV Mühlhausen (mit Daniel Habesohn) – Düsseldorf
Halbfinal-Rückspiel, 11.5.: Düsseldorf – Post SV Mühlhausen (mit Daniel Habesohn)  

Endtabelle: 1. Düsseldorf 34 Punkte/22 Spiele 2. Saarbrücken 30, 3. Ochsenhausen 26, 4. Mühlhausen 26.

win2day Bundesliga

Relegation, Damen, 1. Bundesliga UPO/2. Bundesliga:
Sonntag, 7.5. (14 Uhr) in Amstetten: Baden – Linz AG Froschberg II

Finale, Herren:
Felbermayr Wels – SolexConsult Wr. Neustadt am 16. Mai in Wels (18 Uhr, live auf ORF Sport+)

Weitere Events:
9.5. französische Liga
10.-16.5. WTT Youth Contender in Platja d’Aro/Spa.
16.5. win2day Bundesliga-Finale in Wels (18 Uhr)
19.-21.5. Österreichische Meisterschaften U19 in Rif (S)
20.-28.5. WM in Durban/Südafrika
26.-28.5. Österreichische Meisterschaften U15 in Feldkirch (V)
29.-31.5. WTT Youth Contender in Havirov/Cz.
4.6. win2day Damen-Bundesliga-Finale in Linz (20:15)
8.-12.6. WTT Youth Contender in Helsingborg/Swe.
9.-11.6. Österreichische Meisterschaften U17 in Kufstein (T)
14.-18.6. U13-EM in Zagreb (Kro)
21.-26.6. WTT Youth Star Contender in Lima/Peru
21.6.-2.7. European Games in Krakau (Pol)
26.6.-1.7. Senioren-EM in Sandefjord/Norwegen
3.-9.7. WTT Star Contender in Laibach (Slo)
14.-23.7. Nachwuchs-EM in Gliwice/Polen
5.-10.9. Para-EM
10.-17.9. Team-EM in Malmö (Swe)
29.9.-1.10. European Youth Top 10 in Bukarest
17.11. 100-Jahr-Feier des ÖTTV im Wiener Rathaus Tickets: https://www.oettv.org/100-jahr-feier
23.-26.11. Frauen-Weltcup
27.11.-3.12. Youth WM
5.-9.12. Herren-Weltcup
2024: 15.-20.10. EM in Linz

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